»Atemschaukel« von Herta Müller | Regie: Amanda Lasker-Berlin (interne Präsentation)

4. Studienjahr Regie und Schauspiel

Premiere

17.03.2021 | 15:00 Uhr | ADK

Die ADK sieht vor, die Bachelorarbeit im Sommer auf die Bühne zu bringen. Aufgrund der aktuellen Lage werden die Produktionen intern präsentiert/gestreamt.

»Wenn der Regen die Steppe wochenlang vergisst und der Schlamm um die Löschgrube wie Pelzblumen verdorrt, werden die Schlammfliegen zudringlich. Die Trudi Pelikan sagt, Schlammfliegen riechen das Salz in den Augen und die Süße am Gaumen. Und je schwächer man ist, umso stärker tränen die Augen und umso mehr
zuckert sich der Speichel.«
Herta Mülller, Die Atemschaukel, Carl Hanser Verlag 2009

Zur Inszenierung

Der 17jährige Leo Auberg wird nach dem Ende des zweiten Weltkrieges als Teil der deutschen Minderheit in Rumänien in ein sowjetisches Arbeitslager deportiert. Im ständigen Überlebenskampf zwischen Baracken, Aufsehern und körperlicher Ausbeutung wird Leo zu einem anderen. Nur Luft zum Atmen bleibt, wenn der Hungerengel und die Herzschaufel einen fest im Griff haben. Wir sehen durch Leos Augen, wie die anderen Gefangenen gegen den Verfall kämpfen, bestraft werden, sich unlauter Vorteile verschaffen, schwächer werden oder sterben. Wir inhalieren durch seine Lungen fünf Jahre Entfremdung von dem was früher einmal Heimat war. Während versucht wird das Unvorstellbare in Worte zu fassen, erscheint die Erinnerung an das Erlebte als stetig andauernder Prozess.

»WER ist man nach dem Lager –
und WER war man eigentlich darin?«

Es spielen: Marcel Gisdol, Stella Hanheide, Till Krüger, Sara Adina Scheer, Jannik Süselbeck | Bühne: Amanda Lasker-Berlin | Kostüm Nora Battenberg-Cartwright | Dramaturgie: Julian Mahid Carly

Aufführungsrechte: Herta Müller, Atemschaukel © 2009, Carl Hanser Verlag & Co KG, München

Die Autorin | Herta Müller

Herta Müller wurde 1953 in Nitzkydorf in Rumänien geboren. Nach einem Publikationsverbot und Repressionen durch den Geheimdienst Securitate konnte sie 1987 nach Berlin ausreisen, wo sie auch heute lebt und arbeitet. Neben »Atemschaukel« zählen ihre Erstveröffentlichung »Niederungen« (1982), sowie die Romane »Der Fuchs war schon damals der Jäger« (1992) und »Herztier« (1994) zu ihren wichtigsten Arbeiten. 2009 wurde ihr der Nobelpreis für Literatur verliehen.

 

Die Regisseurin | Amanda Lasker-Berlin

Amanda Lasker-Berlin wird 1994 in Essen geboren. Nach einem Studium der Bildenden Kunst in Weimar studiert sie seit 2017 Regie an der Akademie für Darstellende Kunst in Ludwigsburg. Neben szenischen Arbeiten zu Macbeth, Hamlet, Wilhelm Tell und Rosa Luxemburg ist sie auch als Autorin tätig. Ihr Theaterstück »Ich, Wunderwerk oder how much i love disturbing content« wird im Sommer 2021 bei den Autorentheatertagen in Berlin uraufgeführt. Ihr Roman »Elijas Lied« wurde 2020 mit dem Debutpreis der lit.cologne ausgezeichnet. Ihr zweiter Roman »Iva atmet« erscheint im Frühjahr 2021 bei der Frankfurter Verlagsanstalt.

 

Das Team

Mit der Inszenierung von »Atemschaukel« beendet Amanda Lasker-Berlin das Regiestudium an der ADK. Dafür arbeitet sie mit ihren Schauspielkommilton*innen zusammen, die sich ebenfalls im Abschlussjahrgang befinden. Marcel Jaqueline Gisdol, Stella Hanheide, Till Krüger, Sara Adina Scheer und Jannik Süsselbeck nähern sich spielerisch und performativ den Figuren aus Herta Müllers Roman an. Sie erschaffen mit ihren Körpern und der poetisch-kraftvollen Sprache des Romans einen eigenen Erinnerungsraum. Die dramaturgische Begleitung für dieses konzentrierte Projekt übernimmt Julian Mahid Carly, der 2021 auch Regie-Absolvent an der ADK ist. Die Kostüme wurden von der Künstlerin und Kostümbildnerin Nora Battenberg-Cartwright entworfen und angefertigt.