»Radio Einsamkeit« eine digitale Parabel von Nicola Bremer | Regie: Maximilian Pellert | neue Bühne Senftenberg »Radio Einsamkeit« eine digitale Parabel von Nicola Bremer | Regie: Maximilian Pellert | neue Bühne Senftenberg© Dorit Günter

»Radio Einsamkeit« eine digitale Parabel von Nicola Bremer | Regie: Maximilian Pellert

Uraufführung. Eine Kooperation der ADK mit der neuen Bühne Senftenberg.
Viertes Studienjahr Regie. Freies Projekt

In Kooperation mit:

Premieren 05. Mai. 2020 Erster Teil | 12. Mai. 2020 Zweiter Teil | 23. Mai 2020 Dritter Teil  jeweils 20 Uhr | Infos nBS hier

Noch abrufbar auf Youtube. Erster Teil | Zweiter Teil | Dritter Teil

Das Online-Theaterstück ist eine Kooperation der neuen Bühne Senftenberg und der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg. Es entsteht auschließlich online – über die Grenzen zweier Länder bzw von vier Bundesländern bzw. von sechs Städten hinweg.

Als eines der ersten deutschen Theater bringt die neuen Bühne Senftenberg Anfang Mai ein in der Corona-Krise entstandenes Stück – eine Uraufführung – auf eine digitale Theaterbühne. Nicola Bremers „Radio Einsamkeit“ ist originär als Reaktion auf die Krise – und in der Selbstisolation entstanden.

Mit der #instaspielzeit hat die neue Bühne Senftenberg mit kurzen Formaten die Grundlagen gelegt und erste Erfahrungen zu den Möglichkeiten und Grenzen des Mediums Theater und Film im Digitalen Raum gesammelt. Diese ersten Erfahrungen sollen nun ästhetisch und inhaltlich weiterentwickelt werden, um ein längeres Format zu schaffen.  Das Senftenberger Theater will sich mit „Radio Einsamkeit“ auf eine moderne Tradition von “Handy”-Langfilmen beziehen, die bei diversen Festivals große Erfolge erzielten und als Weiterentwicklung des Kammerspieles bezeichnet werden können. Besonders hervorzuheben sind dabei “Unsane”, von Steven Soderbergh, der bei der Berlinale 2018 seine Premiere feierte; und  Jay Alvarez’ “I play with the phrase each other”, einem Film der komplett durch Telefonanrufe erzählt wird. Entstehen soll eine Mischung aus Live-Podcasts beziehungsweise Homevideos.

Es spielen das Ensemble der neuen Bühne Senftenberg sowie überregionale Gäste.

Foto: Dorit Günter

»Radio Einsamkeit« eine digitale Parabel von Nicola Bremer | Regie: Maximilian Pellert
»Radio Einsamkeit« eine digitale Parabel von Nicola Bremer | Regie: Maximilian Pellert | neue Bühne Senftenberg© Dorit Günter

Inhalt

Foto: © Dorit Günter

Maria Abendroth kämpft gegen die Langeweile. Und von der gibt es in ihrem Städtchen Adelma reichlich. Dort moderiert sie das lokale Radioprogramm. Ihr Sender „Radio123 – Der Fels in der Brandung“ berichtet über Sport, Wetter und Regionales. Maria hofft inständig, dass doch endlich einmal etwas „Großes“ passiert. Etwas, für das es sich lohnt, Radio zu machen. Dann fegt ein Schneesturm die Gassen leer. Adelma liegt wie ausgestorben da. Maria versucht, die Lücke im Programm zu füllen. Das Highlight der heutigen Sendung ist Ralf, das örtliche Double von Eros Ramazotti. Der stellt am Nachmittag sein neues Cover-Album vor. Ansonsten gibt es eigentlich nicht viel zu berichten, aber Marias Chefin Ida kann sich wirklich kein Sendeloch leisten. Also moderiert Maria… irgendwie… denn es muss ja weiter gehen. Sie philosophiert über den Sinn und Unsinn von Schneeflocken, sie redet mit Wetter-Experte Ben über das Wetter, sie wettert gegen die engstirnige Kleinstadt. Ihr größter und vielleicht einziger Fan ist dabei ihr Tontechniker Peter. Der ist unsterblich in sie verschossen und leidet sehr unter der sozialen Distanz der neuen Arbeitsweise. So versuchen sich alle im Stillstand einzurichten, als plötzlich das Unsagbare über Adelma hereinbricht…

»Radio Einsamkeit« changiert irgendwo zwischen beklemmendem Kammerspiel über Fantasien, die in der Einsamkeit (oder der Selbstisolation) entstehen, Trash-Performance und Zombiefilm. Gespickt mit literarischen Anspielungen, feinem Humor und blankem Zynismus fängt es die überspannte Stimmung ein, die eine*n allein zuhause befällt. Dabei schreibt Autor Nicola Bremer nicht konkret über die Krise in der realen Welt, sondern versucht mit Chiffren und medialen Bildern eine Übersetzung der Ereignisse zu finden.

Die Beteiligten

Nicola Bremer (Autor) wurde 1989 geboren, wuchs als Sohn einer Schweizerin und eines Deutschen in Italien auf, wo er von 2010 bis 2012 als Schauspieler am Teatro Stabile di Torino arbeitete.  Im Jahre 2013 arbeitete er als Regieassistent von René Pollesch und Romeo Castellucci, bevor er 2014 nach Schweden zog und dort die freie Theatergruppe »The Mainstream« gründete. Stücke – von ihm geschrieben und inszeniert – wurden schon in über zehn Ländern an Theatern, als Open-Air Vorstellungen und in Flüchtlingslagern gespielt (u. a. in Jordanien). Seit 2016 arbeitet er regelmäßig als Regisseur und Autor an deutschen Theatern (u. a. am Staatsschauspiel Dresden, Theater Konstanz, Theater Oberhausen). 2018 wurde er von der Zeitschrift Theater Heute für seine selbstgeschriebene Theaterserie Selfies einer Utopie als bester Nachwuchskünstler nominiert.

Maximilian Pellert (Regie) stammt aus Erfurt und studiert im Abschlussjahr Regie an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg (ADK), an der er eine multimediale Ausbildung zwischen Theater und Film im internationalen Kontext genoss. Sein Ansatz ist die kollektive Arbeit auf Augenhöhe, die die Schauspieler*innen als Künstler*innen mit eigener Autorenschaft wertschätzt. Nach der erfolgreichen Inszenierung von »Mongos« am Jungen Staatstheater Karlsruhe präsentiert er mit »Radio Einsamkeit« seine erste Inszenierung an der neuen Bühne Senftenberg.

Mit Lukas Schädler (Dramaturgie) verbindet ihn eine professionelle Zusammenarbeit bei dem autobiografischen Projekt »Der Tag als ich beschloss in den Krieg zu ziehen«, das an der ADK im Rahmen der Biografischen Projekte entstand. Lukas Schädler, Dramaturgie-Alumni der ADK, fungierte sowohl als Co-Autor als auch als Performer. Das Stück wurde beim FIESAD-Festival in Rabat, Marokko, gezeigt.

Schon in dieser ersten gemeinsamen Arbeit suchten beide zwischen Trash und Drama nach einem Humor, der die Tragik der Welt begreifbar macht. Sie versuchen, die Fiktion auf der Bühne mit der Realität zu brechen und so erträglich zu machen – oder anders herum. Lukas Schädler ist derzeit Dramaturg an der neuen Bühne Senftenberg.

Es spielt das Ensemble der neuen Bühne Senftenberg (Lena Conrad, Anja Kunzmann, Leon Haller, Tom Bartels).

Maria, Moderatorin Lena Conrad | Ida, Produzentin Anja Kunzmann | Peter, Techniker Leon Haller | Ben, Wettermann (Stimme)
Robert Eder | Will Manuel Soubeyrand | Paolo, Ramazotti-Double Tom Bartels

14. April 2020 Probenbeginn mit den Hauptdarsteller*innen (die Proben bzw. Drehs werden gänzlich online stattfinden).