Der Bühnenturm
Die Bühnen.
Eine Bühne ist eine Bühne.
Das architektonische Herzstück der Akademie: Ein von Martin Zehetgruber entworfener multifunktionaler Theaterturm, horizontal und vertikal, innen und außen und von außen nach innen, wie von innen nach außen bespielbar.
Wie fast jedes innovative Gebäude, hat auch die Akademie für Darstellende Kunst eine lange und facettenreiche Vorgeschichte. Bereits im Jahr 2001 wurden die Architekten KMB Kerker, Müller + Braunbeck, Ludwigsburg, vom Staatsministerium Baden-Württemberg bzw. der Stadt Ludwigsburg, mit der planerischen Voruntersuchung für einen Standort zum Bau einer »Theaterakademie« beauftragt. Dem planenden Architekten zur Seite gestellt wurden Prof. Martin Zehetgruber, der die Bühnenbildausbildung an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart leitet und Volker Canaris, zum damaligen Zeitpunkt Leiter der Schauspielausbildung an der Musikhochschule in Stuttgart. Bereits damals wurde die Idee eines auf vier Seiten zu öffnenden Bühnenturms geboren, der bis heute Nukleus der baulichen Konzeption der Akademie ist.
Der Bühnenturm ermöglicht hochflexible Open-Air-Veranstaltungen. Es entstand ein Theaterraum, der zur Erforschung neuer Formen des offenen Spiels mit den Reizen seiner einzigartigen Architektur förmlich einlädt. Da im Jahr 2001 eine Umsetzung des Projektes aus wirtschaftlichen, finanziellen und politischen Gründen nicht möglich war, verschwand die Konzeption zunächst in den Archiven der Architekten. Fast fünf Jahre später, im Herbst 2006, kam neues Leben in den Planungs- und Bauprozess der Akademie für Darstellende Kunst, diesmal allerdings mit einem leicht modifizierten Standort und einer teilweise veränderten Gebäudekonzeption.
Links: Blick auf ADK-Bühnenturm, Richtung Stuttgarter Straße/B27
Mitte: Blick auf ADK Bühnenturm, Probebühne und Werkstattgebäude Mathildenstraße (links) in Richtung
Stuttgarter Straße/B27
Rechts: Blick vom Turm, Richtung Filmakademie BW, Blick auf das Ade-Studio
Weitere Eindrücke unseres gemeinsamen Campus sowie Informationen finden Sie hier, d.h. unter dem Menüpunkt „Campus“
»Als für die neu zu gründende Theaterakademie in Ludwigsburg eine Spielstätte errichtet werden sollte, habe ich die Möglichkeit ergriffen, (fast) alles, was mir in meiner bisherigen Theaterpraxis an Träumen passierte, zu realisieren. Der 2008 eröffnete Theaterturm stellt meinen Versuch dar, die architektonische Selbstdarstellung auszusparen. Mein Leitgedanke war, dass die Architektur hinter dem Gedanken der Nutzer*innen verschwindet – sie wird zum Gefäß, zur puren BEHAUSUNG und dadurch auf ihre ursprüngliche Aufgabe zurückgeführt. Durch ihre Gegebenheit (Struktur, Proportion, Technik) ermöglicht sie anstatt zu beschränken. Der Theaterturm verzichtet auf die große Geste, auf die sich die Entwerfer häufig konzentrieren, um es im Kern – oft erschreckend phantasielos und unreflektiert – beim repräsentativen Guckkastenprinzip zu belassen.
Diese neue Architektur erfüllt die Forderung von vielen Theatermacher*innen nach einem Multifunktionsraum, in dem sich die unterschiedlichsten Theaterformen experimentell erproben lassen. Man kann ihn sowohl als Raumbühne als auch als Guckkasten bespielen. Die Raumbühne ermöglicht es, das Publikum einzubeziehen und die Interaktion zu intensivieren. Andererseits hat auch der Guckkasten Theaterformen kreiert, die ihre Berechtigung nicht verloren haben – die Bühnenillusion ist ein wertvolles Erbe des 19. Jahrhunderts, und das berüchtigte Mitmachtheater hat auch seine Grenzen; der Abstand zum furiosen Bühnengeschehen kann auch sehr wohltuend sein in dem Sinne, dass man sich nicht künstlich wappnen muss, sondern sich im geschützten Raum innerlich ganz öffnen kann. Die Konzeption dieses Baus stellt sich im Besonderen auch der Neuen Musik und dem zeitgemäßen Musiktheater mit seinen mannigfaltigen Raum/Klang-Visionen (Platzierung der Instrumente oben, unten, außen und im Zentrum das Publikum). Sie versucht, auch ein Ort zu sein für medienübergreifende Projekte, für die die angrenzende Filmakademie mit ihrem Kreativ- und Technikpool optimale Voraussetzungen bietet.
Der ansonsten vom Außen hermetisch abgetrennte, verkapselte Bühnenraum wird durch Tore, die sich an drei Seiten des Turmes befinden und zu einem öffentlichen Platz führen, perforiert. Alltag kann eindringen, und die Position sowohl des*der Betrachter*in als auch des*der Darsteller*in ist uneingeschränkt variierbar. Durch die Funktionalisierung der Außenhülle (um den Turm laufen Galerien, die über Treppen untereinander und durch Türen mit dem Innen verbunden sind) wird die Fassade von der rein dekorativen Repräsentationsverpflichtung befreit und auf die Bespiel- bzw. Benutzbarkeit zurückgeworfen. Die Theater- Architektur komprimiert sich auf ein blankes »Spielgerüst«, das größtmögliche Freiheit bietet. Die Möglichkeiten der Positionierung des Publikums sind fast unendlich: Man kann die Zuschauer*innen außen platzieren, innen auf der Drehscheibe, auf den Galerien innen mit Blick nach unten oder bespielt die Stege innen wie außen und das Publikum blickt nach oben, oder man sucht die klassische Ausrichtung des Guckkastens. Selbst die Dachflächen stehen für eine Nutzung offen. Gleichzeitig entsteht durch die klare, auf die Funktion gerichtete Struktur des Baukörpers und die große, ihn umgebende Freifläche ein signifikantes Zeichen im Stadtbild. Ob der Theaterturm sich in der Praxis bewährt und die vielen gedachten Möglichkeiten sich in der Praxis einlösen, wird sich weisen und auf spannende Experimente der Student*innen hoffen.« Martin Zehtgruber
Martin Zehetgruber, in: Birgit Schmolke »Bühnenbauten. Handbuch und Planungshilfe«, überarbeitet und ergänzt in der Zeitschrift »Theater heute«, Juni 2011
wenigerDie Probebühne
Im Werkstattgebäude, Mathildenstraße 32, baulich direkt verbunden mit dem Bühnenturm, befindet sich die Probebühne der ADK sowie ein Werkraum, die Technikwerkstatt und Kostümwerkstatt.
Ebenso befinden sich in diesem Gebäude ein
Bewegungsraum, Garderoben sowie die Sprechzimmer.
Im Übergang zwischen Probebühne und Bühnenturm befindet sich ein weiterer Seminar- und Übungsraum: das »Studio«.
Das Foyer
Das Foyer verbindet das Jommelli-Haus mit den Bühnen- und dem Zuschauerraum und ist Aufenthaltsraum der Student*innen.
Hier ist auch der Einlass, die Abendkasse zu den Abendveranstaltungen der ADK, der Eingang befindet sich gegenüber des Restaurants »Joe Peñas«. Abendkasse (Adresse: Akademiehof 1).
Ebenso finden hier Campusveranstaltungen wie die OpenStage oder der Treffpunkt Campus International statt.
Das Jommelli-Haus
Im Jommelli-Haus (Akademiehof 1 / Stuttgarter Straße 16) befinden sich im 2. Stock die Direktion und Verwaltung, das Studienbüro und Student*innensekretariat, die Presse- / Öffentlichkeitsarbeit und im 1. Stock die Technische Leitung und Räume der Technik, die Produktionsleitung, der Schnittraum, das Bühnen- und Kostümbildatelier, der Hausmeister, sowie das Bibliotheks- und Dozent*innenzimmer.
Im Erdgeschoss sind weitere Seminarräume, Räume für Student*innen (der »SAMU«-| Computerraum) sowie die Student*innenküche untergebracht.
Das dem Ludwigsburger Barockschloss, der Bärenwiese, gegenüberliegende Jommelli-Haus liegt an der Stuttgarter Straße. Es wurde 1760 unter Herzog Carl Eugen erbaut. Der italienische Opernkomponist Niccolò Jommelli wohnte hier von 1763 bis 1769. Sogar Mozart soll hier die Stufen hinaufgestiegen sein.
K11. Das Probenzentrum
2018 bezog die ADK das neue Probenzentrum in der Kammererstraße 11, gleich hinter dem Ludwigsburger Bahnhof. Auf 1500 Quadratmetern befinden sich die insgesamt 11 Proberäume, das Musik- und Sprechzimmer, die Garderoben und eine Küche. Hier finden Bewegungs- und Sprechunterichte, Szenen- und Rollenstudien sowie Proben für Inszenierungen und Projektentwicklungen statt.