Studium
Die Ausbildung
Brauchen wir Theater? Ist Kunst tatsächlich ein Teil des menschlichen Daseins? Wie fühlt sich Wirklichkeit an, wenn wir das Träumen, das Spiel, die Fiktion, die Fantasie, die Reflexion, das gemeinsame Erleben aussparen? Wie »real« wären wir dann?
Die Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg lehrt Theater, indem sie spielt, produziert, ausprobiert, sich vernetzt, sich einmischt, sich verändert. Sie steht für den Mut, sich den neuen Herausforderungen dieser jahrtausendealten Theaterkunst zu stellen. Sie steht für die Notwendigkeit, sich der Vergangenheit und vor allem der komplexen Gegenwart zu stellen. Sie erlaubt und gibt sich Freiräume.
Adrienne Goehler, Teilnehmerin an unserem Symposium »Kunst.Kultur.Nachhaltigkeit«, das die ADK zu ihrem 10-jährigem Jubiläum ausgerichtet hat, schreibt, dass Nachhaltigkeit ohne Ästhetik nicht möglich sei: Kunst hat also maßgeblich Anteil an der Gestaltung von gesellschaftlichen Zusammenhängen. Und darin liegt auch die große Verantwortung, die all jene haben, die sich für das Theater entscheiden und die darstellende Kunst als ihr Instrument wählen, um mit den Menschen in Kommunikation zu treten.
Theater und Kunst sind ein sinnliches Instrument, ein gemeinsamer Erlebnisraum, in dem die Beschäftigung mit Gesellschaftsformen und -strukturen Erkenntnisse schafft und Verstehen ermöglicht. Aber wie die Welt sich im ständigen Wandel befindet, so ist das Theater auch immer auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen, Inhalten und Erzählweisen. Schauspieler*innen, Regisseur*innen, Dramaturg*innen und Bühnen- und Kostümbildner*innen müssen heute längst auf mehr vorbereitet sein, als auf das klassische Stadt- und Staatstheater mit seinem entsprechenden Repertoire. Es erwartet sie vielmehr ein riesiger, kaum eingrenzbarer, freier Produktionsmarkt, auf dem die darstellende Kunst sich auch jenseits von festgefahrenen Strukturen entfalten kann. Die Ausbildung für die performativen Künste beinhaltet daher ein weites Spektrum, das einerseits den Anforderungen der einzelnen Disziplinen handwerklich und professionell gerecht werden soll, andererseits aber auf die Vielfalt einer sich ausweitenden Kunstgattung reagieren muss. Im Zentrum einer solchen Recherche steht die Autor*innenschaft der Darsteller*innen und Regisseur*innen. Ziel der Ausbildung sind eigenwillige, selbstbestimmte und selbstbewusste Künstler*innen und Dramaturg*innen, die sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind.
Sie werden mit allen erdenklichen Welten konfrontiert werden und sollen diese auf höchstem Niveau sinnlich abbilden, reflektieren und in künstlerischer Aufladung haptisch erlebbar machen und ästhetische Umsetzungen dafür finden. Eine Ausbildung für zeitgenössisches Theater bietet ihnen die Möglichkeit, wesentliche praktische Erfahrungen zu erwerben, Begabungen zu entwickeln, Fertigkeiten und Techniken zu trainieren. Sie erlaubt zu scheitern und trotzdem weiter zu machen. Sie ermöglicht, das Unmögliche zu suchen und zu verarbeiten. Für diese breite Aufstellung der Ausbildung bietet der Campus Ludwigsburg eine einmalige Chance durch die intensive Zusammenarbeit mit der sich darauf befindenden Filmakademie, ihrem Animationsinstitut und dem Atelier Ludwigsburg-Paris sowie mit der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. Die interdisziplinäre und projektbezogene Zusammenarbeit ist zentraler Bestandteil dieser Ausbildung und soll schon früh künstlerische Partnerschaften entwickeln. Die enge Kooperation mit den umliegenden Theatern und Kulturinstitutionen erweitert dieses Angebot und erlaubt, intensiv die Praxis zu erleben. Nur unter der Bedingung, dass Student*innen praktisch die Vielfalt und die Eigenart verschiedener Theaterformen und künstlerischer Ausdrucksformen erleben, können sie Theater erleben als einen Ort, an dem gesellschaftliche Prozesse seziert, analysiert, aufgedeckt, Utopien erdacht und erspielt werden. Der kritische Blick wird geschärft, um ganz substantiell an das heranzukommen, was Mensch-Sein ausmacht: Welt begreifbar machen in ihrer Komplexität, in ihrer Vielfalt, in ihren Zwischentönen, in ihren Unergründlichkeiten, ihren Abgründen und ihren Schönheiten mit den der Zeit angemessenen Mitteln. Also Geschichten erzählen über das, was war, was ist und sein könnte. Im Vordergrund steht die Neugierde, die Offenheit, sich dem Unbekannten auszusetzen. Zuzulassen, auszuhalten, auszuwerten, weiterzugehen und Haltung zu beziehen, in dem was unvermeidlich in ihrer Kunst zu sagen und zu zeigen ist.
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