Der Untergang des Egoisten Johann Fatzer

von Bertolt Brecht
Bühnenfassung von Heiner Müller
Regie: Thomas Schmauser

In Kooperation mit:

Premiere

24.02.2017 | 20:00 Uhr | Schauspiel Stuttgart Nord

Löwentorstraße 68, 70376 Stuttgart
Abendkasse ab 19 Uhr

Karten unter www.schauspiel-stuttgart.de,
telefonisch unter 0711 – 20 20 90 oder
an der Theaterkasse, Königsstraße 1 D
(Theaterpassage)

  • Weitere Vorstellungen

Es spielen: Cuyén Biraben, Georg Grohmann, Lara Haucke, Johannes Jannasch, Sarah Siri Lee König, David Krzysteczko, Esther Schwartz, Tommy Wiesner

externe Schauspieler: Christian Czeremnych, Andreas Leupold, Rahel Ohm (Schauspiel Stuttgart)

Kostüme : Constanze Knapp

Musik: Ivica Vukelić

Dramaturgie : Anna Haas, Maria Nübling

Zum Projekt

Einen »Jahrhunderttext« – einen »Blick auf den Nullpunkt des Jahrhunderts« nennt Heiner Müller Bertolt Brechts Fatzer. Er hat Brechts unvollendete Textgebirge aus unzähligen Fragmenten – entstanden zwischen 1926 und 1931 – zu einer eigenen Bühnenfassung bearbeitet: Der Untergang des Egoisten Johann Fatzer. Das Stück erzählt von der Logik des Umsturzes, der Ausgrenzung und Ablösung vom Kollektiv als notwendiges Element der Individualisierung, vom Verhältnis revolutionärer Aktion, der Gruppe und dem Einzelnem.

Fatzer spielt in der letzten Phase des ersten Weltkriegs 1917/18. Der Soldat Johann Fatzer hat genug vom Krieg. Gemeinsam mit drei Kameraden desertiert er. Die vier stehen nun zwischen allen Lagern in einer Art Niemandsland und finden bei der Frau des einen ein Versteck. Sie leiden Hunger, versuchen an Fleisch zu kommen, doch Fatzer wird vom Fleischer niedergeschlagen und seine Kameraden verleugnen ihn. Fatzer erkennt, »wo früher ein Mensch war«, »ist jetzt die Masse«. Die Kameraden verlangen, dass er jetzt macht, was »zwei oder drei« wollen. Sie fordern, dass er sich ändert: »Du sollst / Dich ändern, zumindest / Dadurch, daß du gar nicht / Mehr da bist.« Fatzer ist nicht bereit, sich für eine Idee zu opfern. Er ist ein Individualist, ein Egoist, der an den blindwütigen Zufall glaubt: »Mir scheint, ich bin vorläufig / Aber was/ Läuft nach?«

Genau hundert Jahre später leben wir ebenfalls in einer Zeit, in der der Populismus sich überall Bahn bricht. Die Beschäftigung mit Brechts Lehrstück Die Maßnahme, das bekanntlich eine wichtige Lektüre der RAF in Stammheim war, hat den Schauspieler und Regisseur Thomas Schmauser zu Brechts Fatzer geführt. Ein sprachlich ungeheuer dichter Text, der sowohl die Züge eines Lehrstücks als auch die eines großen Gesellschaftsepos trägt.

Noch nicht und schon nicht mehr

Begleitende performative Installation von Jasmin Schädler

 

 

In der Ausstellung »Noch nicht und schon nicht mehr« beschäftigt sich die bildende Künstlerin und Regie-Absolventin Jasmin Schädler mit Heiner Müllers Bearbeitung von Bertolt Brechts »Der Untergang des Egoisten Johann Fatzer«.

»Die meisten Menschen verderben ihr Leben mit einem heillosen, übertriebenen Altruismus« – schreibt Oscar Wilde in seinem Essay »Der Sozialismus und die Seele des Menschen«. Die Aufopferung für die Gruppe steht im Konflikt zum persönlichen Individualismus. Unter dieser Zerrissenheit leidet auch die Gruppe um Fatzer. Wilde schlägt als Lösung den Sozialismus vor, der von der »schmutzigen Notwendigkeit für andere zu leben« befreit. Aber zu allererst müssen die Reichen von der Last ihres Reichtums befreit werden. Ihr Reichtum ermöglicht ihnen scheinbaren Individualismus obwohl er ihr Sein mit ihrem Haben gleichsetzt und sie selbst somit völlig ignoriert. So wie die Brosamen der Reichen die Armen in ihrer Armut festhalten, hält die Akzeptanz des Reichtums die Reichen in dessen Fesseln. Noch nicht und schon nicht mehr ermöglicht Reichtum in ideellen Wert umzuwandeln, um sich selbst davon zu befreien.

24. Februar 2017 | 19 Uhr | Spielstätte Nord | Eintritt frei, keine Anmeldung erforderlich.

Der Untergang des Egoisten Johann Fatzer